zaehlpixelzaehlpixel
22.01.2021

Die ältere „kleine“ Schwester wird 160

Vor 160 Jahren wurde der Frankfurter Turnverein gegründet, das Fundament der heutigen Turnabteilung. Wir blicken auf Erfolge und die Geschichte von früher bis heute.

Kinderturnen, Fitness und Gymnastik, Training für die Kunstturn-Bundesligen oder die Cheerleading-Club-Worlds – hört man von der Turnabteilung der Eintracht, mag man manchmal gar nicht glauben, was hier alles stattfindet. Im Oeder Weg hat die Geschäftsstelle ihr Zuhause und vereint unter einem Dach viele Sportarten des großen Angebots der Abteilung. Ein Schild zwischen Hausnummer 33 und 39 verrät, dass der Durchgang zur Turnhalle am Oeder Weg 37 geht.

Die Turnhalle am Oeder Weg ist zwar schon lange die Anlaufstelle für die Eintracht-Turner, das war aber nicht immer so: Die rund 70 Mitglieder, die im Gründungsjahr zur „Frankfurter Turngemeinde von 1861“ gehörten, turnten erst im Kirchhofsweg in Frankfurt-Bonames. Erst am 16. März 1884 eröffneten sie feierlich die erste eigene Turnhalle am Oeder Weg. Die Mitgliederzahl schoss in den Folgejahre rasant in die Höhe, sodass die Turnhalle kaum zehn Jahre später erweitert und umgebaut und ein zweiter Turnplatz an der Körnerwiese erschlossen wurde. Die Turner planten allerdings sofort zukunftsorientiert weiter und nahmen das große Sportgelände der „Arena“ am Ostpark ins Visier ihrer Expansion.

Auf Hochzeit folgt Scheidung…

Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs realisierte die Turngemeinde dieses Projekt. Um die Kosten von rund 300.000 Reichsmark zu stemmen fusionierten sie mit dem Frankfurter Fußballverein unter dem Namen „Frankfurter Turn- und Sportgemeinschaft Eintracht“, kurz FFV. Der „Sportplatz am Riederwald“, der heute das Herzstück des Gesamtvereins ist, bot 1920 2.250 Mitgliedern und nur fünf Jahre später schon knapp 4.000 Mitgliedern eine Heimat.

Frisch verliebt und verheiratet blickte der neue Verein in die gemeinsame Zukunft. Doch die deutsche Turnerschaft zwang Turnabteilungen deutschlandweit aus ihren Vereinen auszutreten. Turner und Gesamtverein behielten allerdings ihren „Nachnamen“, um die Verbundenheit nach der Zwangsscheidung zu zeigen – so entstanden die „Turngemeinde Eintracht von 1861“ und die „Sportgemeinde Eintracht von 1899“, deren Sportler, wie einst Romeo und Julia in Verona, mehr oder weniger heimlich den von den „Eltern“ verbotenen Partner besuchten und den Kontakt aufrechterhielten.

…und auf Scheidung folgt Hochzeit

Der Zweite Weltkrieg hinterließ auch am Oeder Weg seine Spuren, wo nicht nur eine große Anzahl Turner nicht mehr von der Front heimkehrten, sondern auch die Halle fast vollständig zerstört war. Um den Wiederaufbau zu realisieren fusionierten die Turner im Jahr 1946 mit dem Fechtclub von 1866 zur „Turn- und Fechtgemeinde Eintracht von 1861“.

1969 war es dann wieder Zeit, das einst verliebt Paar zusammenzuführen: Sport-Eintracht und Turn-Eintracht schlossen sich wieder zusammen. Mit der Euphorie der erneuten Hochzeit im Rücken gelangen den Turnern direkt einige internationale Erfolge: Europa- und Weltmeisterschaften waren in den 1980ern immer wieder Bühne für die Eintracht-Turner, die sich einige Male auch auf dem Treppchen wiederfanden.

Erfolgreiche 2000er

1999, im Jubiläumsjahr des Gesamtverein, begannen die umfangreichen Umbauarbeiten, die uns die heutige Anlage am Oeder Weg bescherten. Aus 70 Mitgliedern zur Gründungszeit wurden bis heute, zu ihrem 160. Geburtstag, 3.400 aktive Mitglieder. Die Herrenriege turnt erstmals seit knapp 25 Jahren wieder in der ersten Liga, ebenso wie die Rhythmische Sportgymnastik, die Nachwuchsbundesliga männlich und Kunstturnerinnen.  Die Cheerleader haben sich ebenfalls in der ersten Bundesliga festgesetzt und begeistern weltweit die Juroren. Doch getreu dem Motto „von der Breite in die Spitze“ sind die Leistungssportler nur die Spitze des Eisbergs, denn bereits im Kindesalter sammeln junge Frankfurter und Frankfurterinnen hier ihre ersten sportlichen Erfahrungen während die Seniorinnen und Senioren sich fit halten. Eine Heimat, die so vielfältig ist wie der Gesamtverein und die Stadt, in der wir beheimatet sind.

Die ältere „kleine“ Schwester der „großen“ Eintracht sorgt immer wieder für Aufsehen und erfreut Groß und Klein mit ihrem vielfältigen Übungsangebot ebenso wie mit ihren Großevents und traditionellen Veranstaltungen, die so sehr zu Eintracht Frankfurt Turnen gehören, wie ihre lange Geschichte und der Oeder Weg selbst.